Leasing von Autos
Fahrt ins Ungewisse

Leasing ist für Liebhaber von neuen Autos mit genügend Geld eine bequeme Finanzierungsart. Für Leute ohne Reserven ist es aus finanzieller Sicht nicht klug. Was man dabei unbedingt beachten sollte.
Für Firmen mit einer grossen Fahrzeugflotte ist Leasing attraktiv – für Private ist es nur selten ratsam. (Bild: Alessandro Della Bella)

Für Unternehmen und selbständig Erwerbende ist das Auto-Leasing aus einer Vielzahl von Gründen interessant. Es schont beispielsweise die Liquidität: Anstatt viele Gelder in der Fahrzeugflotte zu binden, führt man sie den produktiven Bereichen der Firma zu. Die Ausgaben sind dank monatlichen festen Raten gut kalkulierbar. Die Fahrzeuge bzw. die Verbindlichkeiten erscheinen (beim operativen Leasing) zudem nicht in der Bilanz des Unternehmens, was für eine höhere Eigenkapitalquote und damit eine bessere Bonität sorgen kann. Schliesslich sind die Aufwendungen für das Leasing von den Steuern absetzbar.

Eines von sechs Autos geleast

Private kommen zwar nicht in den Genuss dieses Steuervorteils, dennoch machen sie häufig von dieser Finanzierungsart Gebrauch: Gemäss Zahlen des Schweizer Leasingverbands waren per Ende 2013 von einem gesamten Volumen im Bereich PKW-Leasing von 11,7 Mrd. Fr. den Privatleuten 8,3 Mrd. Fr. zuzurechnen. Gewerbliches Leasing ist also der geringere Teil.

Das Neugeschäft entwickelt sich seit Jahren positiv. Nach Angaben des Leasingverbands ist etwa jeder zweite Neuwagen geleast, vom gesamten Fahrzeugbestand in der Schweiz ist es ungefähr jedes sechste Auto. Die Konsumenten erfreuen sich ebenfalls daran, kein Kapital binden zu müssen – auch Privatpersonen können ihre Mittel bisweilen besser investieren. Sie setzen sich mit einem Leasingvertrag auch nicht den Unwägbarkeiten des Occasionshandels aus. Das Fahrzeug geht nach Ablauf der vereinbarten Vertragsdauer nicht in das Eigentum des Leasingnehmers über – das Verkaufsrisiko trägt also die Leasinggesellschaft. In der Regel werden Vertragslaufzeiten von vier Jahren vereinbart.

Wer es sich wirklich leisten kann und will, immer die modernsten Fahrzeuge zu fahren, für den ist Leasing eine Möglichkeit. Einen gesellschaftlichen Makel besitzt es wohl nicht mehr, genauso wenig, wie es per se eine finanzielle Gefahr darstellt: «Wichtig ist, dass man ein sauberes Budget macht», sagt Markus Hess, Geschäftsführer des Schweizerischen Leasingverbandes. Er betont, dass die Leasingbranche die Bonität der Antragsteller seriös überprüfe und immerhin etwa 15% der Gesuche ablehne. Wenn aber jemand ein Auto aus dem Grund leasen will, weil er schlicht nicht die finanziellen Mittel für den Barkauf besitzt, dann erscheint dieses Geschäft als deutlich zu risikoreich, sowohl finanziell als auch psychologisch.

Wer aussteigt, verliert

Das erste Problem betrifft die Laufzeit des Vertrages. Wer least, der sollte die Sicherheit besitzen, den Vertrag bis zum Ende erfüllen zu können – und das kann man nicht, wenn man keine nennenswerten Reserven hat. In vier Jahren kann viel passieren: Vielleicht wird man krank, lässt sich scheiden oder verliert seine Arbeit. Ist man aus solchen oder anderen Gründen plötzlich nicht mehr in der Lage, die Leasingraten zu begleichen, dann kann man den Vertrag zwar frühzeitig auflösen. Die Leasinggesellschaft ist dann aber berechtigt, die Raten rückwirkend zu erhöhen. Dann sieht man sich, im dümmsten Moment, plötzlich mit einer hohen Nachzahlung konfrontiert.

Bei dieser Zahlung handelt es sich nicht um eine Vertragsstrafe. Das Bundesgericht hat es verboten, dass sich die Leasinggesellschaften auf diesem Weg bereichern. Sie ist vielmehr eine Kompensation für den Wertverlust, den der Wagen bis zum Zeitpunkt der Auflösung erlitten hat. Dieser ist zu Beginn der Vertragsdauer am höchsten, höher noch als die konstante Rate, die der Konsument bezahlt. In den ersten drei Jahren kann ein Auto einen Drittel oder sogar die Hälfte des Wertes verlieren. Die präzisen Zahlen hängen vom gewählten Modell ab.

Bei Gebrauchten kein Thema

Bei der Finanzierung von Gebrauchtwagen spielt Leasing sozusagen keine Rolle, es sind Neuwagen, die geleast werden. Für Privatleute sind Fahrzeuge, anders als für Unternehmen, kein Investment, sondern vor allem ein Kostenfaktor. Emotionslos und rational betrachtet ist klar: Den massiven Wertverlust eines Neuwagens sollten nur diejenigen tragen, die genug Geld besitzen. Bei diesem Punkt liegt das zweite Problem des Leasings. Es scheint, zumindest bei einigen Konsumenten, die realistische und vernünftige Einschätzung der finanziellen Möglichkeiten zu trüben. Es verführt manche dazu, ein Modell zu wählen, das für sie eigentlich zu kostspielig ist. Sie sehen nur die ausgewiesenen Leasingraten vor Augen. Die tatsächlichen Monatskosten, also inklusive Benzin, der beim Leasing zwingend abzuschliessenden Vollkaskoversicherung, Verkehrssteuer, Haftpflicht, Parkplatz, Reifen, Service, Reparaturen und anderem, liegen gemäss Budgetberatern aber ohne weiteres dreimal so hoch.

Das muss noch nicht zwangsläufig in den Ruin führen. Gemäss der Statistik der Fachstelle für Schuldenfragen des Kantons Zürich ist Leasing als einzelner Grund für eine Überschuldung mit 6% der Fälle nicht gerade sehr bedeutend – es überwiegen andere Gründe, Verlust des Arbeitsplatzes beispielsweise, Scheidung, Krankheit, Sucht oder ein Leben über den Verhältnissen.

Sparen lohnt sich

Aber auch wenn ein zu optimistisches Leasing noch nicht den Gang zur Schuldenberatungsstelle bedeutet, so gibt es trotzdem gute Gründe, die dagegen sprechen: Es stellt ein Konsumverhalten dar, das die Leute daran hindert, Reserven zu bilden. Wer seinen finanziellen Spielraum für ein Auto voll ausschöpft, der verzichtet darauf, zu sparen. Max Klemenz, Co-Geschäftsleiter der Fachstelle, sagt, dass die gegenwärtig tiefen Zinsen der Sparsamkeit nicht förderlich sind.

Trotzdem gibt es weiterhin gute Gründe zum Sparen. Wer auf den Kauf eines Autos verzichtet oder ihn zumindest um einige Zeit aufschiebt, der wird eine kleine Barreserve sparen können. Wenn man gesund ist, kann man sie als Sicherheit verwenden, um die Franchise bei der Krankenkasse zu erhöhen. Dadurch kann man bereits Hunderte von Franken pro Jahr zusätzlich sparen. Max Klemenz rät, man sollte versuchen, ein Sicherheitspolster von mindestens drei Monatslöhnen anzusparen.

Die Wahl eines älteren, bescheideneren Autos birgt enormes Sparpotenzial. Trotzdem gibt es einzelne, schildert Klemenz, die lieber am Essen sparen als an ihrem Fahrzeug. Ein Neuwagen mit einem Preisschild von 35 000 Fr. kostet pro Monat effektiv etwa an die 1000 Fr. Ein Klient von Klemenz rechtfertigte sein Auto so: Er brauche es zwar nicht für die Arbeit, aber für den günstigen Einkauf am Wochenende in Deutschland. In solchen Fällen kann man auf ein Auto verzichten oder aber einen günstigen Gebrauchen in bar zahlen. Mit einem Leasingvertrag binde man sich unnötig. Ein gekauftes Auto gehöre einem – egal, was passiert. Wenn man in eine Notsituation gerät, kann man es verkaufen oder gegen ein kleineres eintauschen. «Wenn man das Geld für sein Auto gespart hat, dann kann man darauf stolz sein», meint Klemenz.

 

FUENTE: NEUE ZÜRCHER ZEITUNG

AUTOR: EUGEN STAMM